"Wir schwimmen gerne im Strom, gerne aber auch einmal in die andere Richtung und kreuz und quer sowieso." Das ist das Motto des sympathischen Duos von "ohne butter", Doris und Nora.
Das Unternehmen wurde 2014 von Doris Perin gegründet und wird seit 2018 gemeinsam mit Nora Ferch mit Standorten in Wien und Klagenfurt geführt. Die Wahl des Firmennamens "ohne butter" spiegelt die Einstellung und auch den Charakter der beiden Frauen wieder: freigeistig, mutig, querdenkend, unkonventionell, weltoffen, lässig und nicht so streng. "Ohne butter" ist nicht ein Geschäft, sondern ein Lebensgefühl. Und dieses Lebensgefühl ist - egal in welche Richtung sie gerade schwimmen - schon bei der ersten Begegnung mit ihnen spürbar!
Doris Perin & Nora Ferch © Delal Salazar (https://www.instagram.com/delalsalazar/)
Doris Perin (geb. 1969 in Villach) studierte Betriebswirtschaft und war viele Jahre in der Filmbranche tätig. Die Mutter von drei Söhnen lebt und arbeitet in Kärnten und Wien.
Nora Ferch (geb. 1990 in Salzburg) studierte Kunstgeschichte mit dem Fokus auf Architektur und Design. Sie verbrachte einige Jahre in den Niederlanden, wo sie in internationalen Architekturbüros und Auktionshäusern tätig war. Heute lebt und arbeitet sie in Wien.
Liebe Doris, liebe Nora,
Design gestern und heute - was hat sich eurer Meinung nach am meisten verändert?
...da wir uns ja aus beruflichen Gründen sehr mit dem Design der Mid-Century Modern Ära auseinandersetzen, fallen uns nicht so sehr Veränderungen im Vergleich zum heutigen Design auf, sondern viel eher die Gemeinsamkeiten. Wir finden bei den heutigen bekannten Designern immer wieder Parallelen zu deren Vorgängern, wie u.a. bei den sehr populären deutschen Designer Sebastian Herkner eine markante Anlehnung an die 60iger Jahre oder bei dem spanischen Designer Jaime Hayon, der mit seiner Kollektion „EXPLORER“ für BD Barcelona Design stark an das Memphis Design der 80iger Jahre erinnert.
Finden sich in euren Wohnungen ebenfalls Designobjekte und wie würdet ihr euren Einrichtungsstil allgemein beschreiben?
Doris: Ich würde meinen Wohnstil als sehr persönlich beschreiben. Ein sehr langsam gewachsenes Potpourri an „Erinnerungs-Schätzen“, die immer wieder neu mit einzelnen Liebhaber-Stücken aus meiner Lieblingsära ergänzt werden. Unser Sofa und Esstisch stammen noch aus der Familie meines Mannes, der Wohnzimmer-Luster ist ein Fundstück von einem unserer besten Freunde, alles ergänzt mit Stühlen von einer meiner Lieblings-Designerin, Charlotte Perriand. Also ein bunter Mix an Sammlerstücken und Designklassikern.
Nora: Da ich mich selbst eher als “Nomadin” bezeichne, habe ich über die Jahre so einige Souvenirs aus aller Welt gesammelt - von Kunst bis hin zu ganz speziellen Möbelstücken sowie das eine oder andere Familienerbstück. Dazu zählt zum Beispiel ein chinesischer Paravent mit Ornamenten aus Perlmutt, das Art Deco Frühstücksset von Tante Marina und eine rote Reiselampe aus den 1970ern. Also, ähnlich wie bei Doris, findet man in meinen eigenen vier Wänden einen total bunten Mix aus “Erinnerungs-Schätzen”!
Erzählt uns bitte etwas über eure/n LieblingsdesignerIn. Was schätzet ihr an ihm/ihr? Besitzt ihr ein Werk von ihm/ihr und wie präsentiert ihr es?
Wir müssen da zwei sehr starke Frauen nennen, die für uns nicht nur wegen ihrer Entwürfe, sondern auch wegen ihrer Persönlichkeit zu Ikonen des Designs in der Nachkriegszeit wurden. Zum einen ist das die italienische Architektin und Produktdesignerin Gae Aulenti, die mit ihren auffallenden Designs Anfang der 1960iger Jahre einen nicht unerheblichen Beitrag zum weltweiten Erfolg Italiens leistete. Legendär ist ihre poppige Gartenmöbel-Kollektion „Locus Solus“, auf deren Liegen und Stühlen sich Romy Schneider und Jane Birkin im Film „Swimming Pool“ räkeln. Als Architektin konnte sie Projekte wie das Musée d‘Orsay und den Innenausbau des Centre Pompidou in Paris, oder die Sanierung des Palazzo Grassi verwirklichen. Aktuell haben wir das Sofa „Stringa“ in unserem Showroom. Ein Entwurf von 1963, und auch im Haus von Gae Aulenti zu finden gewesen. Das lässt unser Sammlerherz natürlich höher schlagen!
Und zum anderen sind wir begeistert von der Designikone Charlotte Perriand, die sich schon in den 1920er Jahren als Frau unter Le Corbusier behaupten konnte und mit ihren schlichten, klugen Entwürfen einen internationalen Ruf geschaffen hat. Zu ihren bekanntesten Designs zählen die Einrichtung für das Skihotel Les Arcs in den französischen Alpen, ihre berühmte Chaiselongue LC4 für Cassina oder ihr Regal Tunisie. Ihr Oeuvre wurde vor kurzem im Rahmen einer Ausstellung in der Fondation Louis Vuitton in Paris gewürdigt und wir konnten Charlotte Perriand im Zuge der Vienna Design Week 2020 mit ihren Barstühlen aus unserer Kollektion präsentieren.
Was war/ist für euch und euren Beruf die größte Herausforderung in der Zeit der Coronapandemie?
Wir haben diese etwas herausfordernde Zeit ganz gut überbrückt indem wir unseren Kunden Besuche “on appointment” ermöglichen konnten. Dadurch war es uns erlaubt, viel persönlicher auf die Wünsche unserer Kunden einzugehen und uns die notwendige Zeit für jeden Einzelnen zu nehmen. Nachdem es so gut geklappt hat, haben wir dann auch beschlossen diesen Service in unserem Showroom am Wildpretmarkt wie auch in unserem Geschäft auf der Josefstädterstraße weiterhin anzubieten.
Könnt ihr uns aktuelle Tipps für Kunst und Kultur verraten (Events, Bücher, Podcasts, Apps, Spaziergänge etc.)?
Der youtube channel NOWNESS zeigt mit seiner Serie “In Residence - Inside the homes of celebrated architects, designers and artists” virtuelle Rundgänge durch die Häuser von berühmten Persönlichkeiten - ein besonders ästhetisches Erlebnis, das einer visuellen Therapie gleicht.
Wollt ihr uns etwas über ein aktuelles Projekt erzählen?
Besonders stolz sind wir auf unsere gerade fertig renovierten Appartements in Triest und Paris, ganz im ohne butter-Stil: entspannt mit dem gewissen Etwas - wir lieben das lässige Understatement mit viel Liebe zum Detail und zur Persönlichkeit.
Aktuell arbeiten wir an zwei neuen, sehr spannenden Projekten. Soviel können wir da schon verraten: bei dem einen Projekt handelt es sich um die Innenausstattung eines Bürogebäudes - ganz im Mid-Century Modern Stil - und bei dem anderen Projekt liegt der Schwerpunkt auf einer Ausstellung, die sich auf das Zusammenspiel von Kunst und Design bezieht.
Vielen Dank für euer Interview!
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